»Dein Herz
ist echt
du meine Sonnenuhr
Nimm mich
ins laute Schweigen«
* Rosa Ausländer »Ich zähl' die Sterne meiner Worte - Gedichte 1983«, Gedichte 1985 Fischer Verlag GmbH
»Your heart is real« is more than a line from Rose Ausländer's famous poem. The German-Jewish poet lived in Düsseldorf from 1965 until her death, where she has rested in the North Cemetery since 1988. The poem, like the sculpture for public space it inspired, is a universal symbol of life and love: it is a bridge, a meeting place and a refuge, an invitation to overcome and question divides and ideologies. It stands for a society that promotes equality and acceptance in all areas of life - gender, sexual preference, nationality, origin and ethnicity.
The construction of the sculpture is conceived as part of a transcultural community-building process. Its outer shell, painted a warm, striking shade of red, contrasts strikingly with its interior. Here it becomes a canvas for a mosaic of black and white photographs capturing countless moments of human connection, embraces and caresses. This ever-evolving collage, forms a visual narrative of unity.
The heart is folded and resembles a red butterfly resting on its two outer wings. It invites the public to walk through it, to seek shelter underneath and to discover themselves in the thousands of photos.
Ultimately, it is a reminder: we are all human, we all have a heart, and when we look at the other, we see a reflection of ourselves. »Your heart is real« is an embodiment of unity, a bridge between past and present, and an ode to the humanity in all of us.
Ibrahim Quraishi (KE/FR/US)
in collaboration with
Luka Murovec (SL/DE, Raumlabor Berlin)
Thomas Dumke und Oliver Baurhenn
Anthoula Bourna (GR) & Jacob Brosda (DE)
EiSAT Engineered Structure (DL)
Gabriel Smeets (NL)
Lena Willikens (DE)
Charlotte Bendiks (NO/DE)
Ayşe Orhon (TR/BH/DE)
Sabine Jainski (DE)
Beatrice Babin (DE)
Julia Braenzel (DE)
Ibrahim Quraishi: »Bei meinen Ausflügen in die deutsche Lyrik fühlte ich mich sofort zu den Dichterinnen hingezogen, und auf dieser Reise stieß ich auf Rose Ausländer. Was mein Interesse zunächst weckte, war ihr Nachname - 'Ausländer', was auf Englisch 'foreigner' bedeutet. Ich fragte mich, wie jemand einen solchen Namen tragen konnte, bis ich herausfand, dass er das Ergebnis ihrer Heirat und kein selbst gewählter Spitzname war. Als ich mich in ihre Biografie vertiefte, wurde mir klar, dass es sich um eine glückliche Fügung des Schicksals handelte.
In meinem eigenen Gefühl, ein Fremder zu sein, weil ich keine Heimat habe, fand ich eine Entsprechung in Ausländers Erfahrung. Diese Verbindung vertiefte sich, als ich auf ihr Gedicht "Dein Herz ist echt" stieß, das so kurz wie ein Haiku ist, aber tief in Roses Seele blicken lässt. Nachdem ich den Titel zunächst als kitschig abgetan hatte, verstand ich erst nach einigem nachdenken die tiefe Bedeutung ihrer Worte. Und hier sind wir nun mit einem Herzen als Kernstück einer neuen Arbeit!«
Luka Murovec: »Architektur, insbesondere temporäre Architektur im öffentlichen Raum hat mich schon als kleiner Junge interessiert, als ich noch Hütten für einen Sommer im Wald um Ljubljana gebaut habe, die auch nur einen Sommer hielten. Dies brachte mich zu Raumlabor nach Berlin. Da verstand ich erst, dass diese Art von Architektur temporäre autonome Zonen schafft, die eigentlich nur für die Dauer ihrer Existenz zu wirken scheinen, aber sie wirken viel länger nach in den Köpfen und den Herzen der Menschen. Als ich Ibrahim traf, der mir von seiner „Herzens“-idee erzählte, war ich gleich begeistert und fand ein schützendes Herz als Podium für alle einfach großartig!«
Charlotte Bendiks: »Ich nenne meine Musik gerne Bodymusic, sie bewegt sich meistens um 120 bpm, was genau dem Herzschlag eines Menschen in Bewegung entspricht. Meine musikalischen Wurzeln liegen in der House-Musik, die sich genau um die 120 Schläge pro Minute bewegt. Das entspricht eben dem Herzschlag beim Tanzen, und deshalb hat mich Ibrahims Idee einer temporären Herzskulptur sofort begeistert, gerade in der heutigen, so aggressiven Zeit.«
Oliver Baurhenn: »Als Kurator ist man ja manchmal sehr verwundert, was Künstler*innen für Ideen haben. Ibrahim Quraishi wusste mich schon seit langem zu überzeugen, nicht erst seitdem ich seine tiefgründigen und humorvollen Kommentare zum islamischen Extremismus mit dem Titel „Islamic Violins“ gesehen habe. Im Jahr 2021/22 hatte ich dann erstmals die Gelegenheit, mit ihm für eine neue Arbeit für eine Ausstellung im Berliner Kunstraum Kreuzberg zusammenzuarbeiten. Nun haben wir gemeinsam das Gedicht von Rose Ausländer diskutiert. Als Literaturwissenschaftler muss man sich oft mit Herzensangelegenheiten auseinandersetzen, und Rose Ausländers Gedicht hat mich sofort begeistert. Schließlich, wer möchte nicht „Du meine Sonnenuhr“ genannt werden? Dieser scheinbar absurde Dreh bildet auch die Grundlage für Quraishis Arbeit.«
Anthoula Bourna: »Das Gedicht 'Das Herz ist echt' hat mich unmittelbar fasziniert, da es für mich mehr als nur Emotionen verkörpert – es ist eine Art Skulptur des Denkens, ein Ausdruck von Intelligenz und Philosophie. Ähnlich der Auffassung von Aristoteles, der das Herz als Zentrum der Sinne und der Wahrnehmung betrachtete, interpretiere ich auch in diesem Projekt das Herz auf diese Weise.«
Jacob Brosda: »Als Punk wurde ich früher immer für herzlos gehalten, aber wir sind einfach Romantiker pur. Hinter der rebellischen Fassade steckt eine tiefe Sehnsucht nach Authentizität und Freiheit. Unsere Herzlichkeit zeigt sich in der Ablehnung von Konventionen und dem Streben nach einer Welt, die nicht von gesellschaftlichen Normen erstickt wird. Wir sind Romantiker, die ihre Liebe zur Individualität und zur ungeschminkten Wahrheit in lauten Rhythmen und rebellischen Gesten zum Ausdruck bringen.«
Gabriel Smeets: »Nun, dieses rote Herz, erinnert mich an so viele Jahre des Lebens. Es repräsentiert für mich nicht nur ein Organ, sondern eine Sammlung von Erinnerungen, Erfahrungen und vor allem Liebe. Die lebendige Röte erinnert mich an die Leidenschaft, die in der Jugend so stark war, aber auch an die Wärme und Liebe, die sich im Laufe der Jahre in den Menschen um mich herum entwickelt hat.
Es ist faszinierend, wie Kunst solche Gefühle einfangen kann. Das Herz symbolisiert für mich nicht nur das Körperliche, sondern die Emotionen, die wir im Laufe eines reichen Lebens erfahren. In meinen Augen spiegelt diese Skulptur eine Lebensreise wider, geprägt von Liebe, Verlust, Freude und all den Höhen und Tiefen, die das Leben mit sich bringt.«
Yara Mekawei: »Mit dieser Arbeit berührt Quraishi mein Herz auf einer tieferen Ebene. Das Herz ist in unserer Kultur nicht nur ein physisches Organ, sondern auch das Zentrum der Emotionen und Spiritualität. In dieser abstrakten Form sehe ich nicht nur die künstlerische Darstellung eines Organs, sondern vielmehr die Seele, die in uns allen schlägt. Die Form, in ihrer Abstraktheit, eröffnet Raum für eigene Interpretationen, ähnlich wie die spirituelle Reise, die wir alle durchmachen. Diese Skulptur ist für mich ein Spiegelbild der Vielschichtigkeit des Lebens, eine Erinnerung daran, dass unser Herz auch ein Tor zu verborgenen spirituellen Ebenen ist.«
Sabine Jainski: »Als passionierte Dokumentarfilmerin und Fotografin schätze ich die Schönheit des Alltäglichen, und dies spiegelt sich genau hier wider. Quraishis „Dein Herz ist echt“ fängt Momente des Glücks, der Trauer, der Liebe und der Vielfalt ein. Für mich entsteht hier eine Verbindung zwischen visueller Erzählung und emotionaler Resonanz. Jedes Bild erzählt eine Geschichte, und das Herz als Rahmen vereint sie in einer lebendigen Collage des Menschseins.«
Lena Willikens: »Nun, schau dir dieses Herz an! Es ist wie der Beat in einem meiner Tracks – pulsierend, lebendig und voller Energie. Kunst ist Ausdruck, und diese Skulptur repräsentiert für mich die Freiheit der Form und den Mut zur Interpretation. Ich sehe hier die Freude am Leben und die Freiheit, meine eigenen Wege zu gehen. Es ist wie ein Stück Kunst, das ich in meinem Alltag tanze. Diese Skulptur ist ein visueller Beat, der mich an die kreative Essenz erinnert, die in uns allen schlägt, egal welche Rolle wir im Leben gerade spielen.«
Ayşe Orhon: »Diese Skulptur repräsentiert für mich die Schönheit, sich in der Kunst und im Leben so auch in der Liebe authentisch auszudrücken. Die Liebe, die es repräsentiert, ist vielschichtig und grenzenlos. Sie erinnert mich daran, dass die wahre Kunst darin besteht, sich selbst zu lieben und sich in seiner vollen Pracht zu zeigen, ohne Angst vor Verurteilung. Es ist eine Hommage an die Liebe, die sich durch die Freiheit des Ausdrucks entfaltet.«
Beatrice Babin: »Es ist für mich wie eine beeindruckende Montage aus Form und Emotion. Ich verstehe sofort die Kraft ihrer visuellen Erzählung! Diese Arbeit ist ein Symbol für die Verbindung von verschiedenen Welten, die sich in einem kreativen Dialog vereinen. Eine Feier der Vielfalt, der Liebe und des Lebens!«
Julia Braenzel: »Die Geometrie und die klaren Linien sprechen zu meinem wissenschaftlichen Verstand, aber die lebendigen Farben und die Form erzählen eine emotionale Geschichte.
Disziplin und Kreativität verbinden sich hier zu einem faszinierenden Brückenschlag zwischen Logik und Emotion, eine Darstellung von Schönheit, die durch die Vereinigung von Technologie und Gefühl entsteht.«
Ibrahim Quraishi (KE, FR, US): Künstler mit Fokus auf visueller Performativität in Bezug auf kulturelle Perspektiven. Mit Wurzeln im Jemen, Usbekistan und Pakistan arbeitet er mit Medien wie Fotografie, digitaler Bildkunst und Skulptur-Installationen. Seine reisende Existenz spiegelt sich in Projekten weltweit wider, von DOCUMENTA 14 in Kassel bis zur Kochi-Muziris Biennale in Kerala. Mitglied der Fine Arts Faculty an der Gerrit Rietveld Acadamie und der Netherlands Film Academy in Amsterdam. Aktuell arbeitet er an seinem Dokumentarfilm "HOLY MAMA" über die Rolle der Frau in der islamischen Kultur.
https://ibrahimquraishi.org
Luka Murovec (SL, DE): In Slowenien geborener Raumpraktiker in Berlin. Verbindet Architektur mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum für umweltbewusste, inklusive und angenehme Situationen. Absolvierte Architekturstudium an der TU Graz und TU Berlin. Seit 2014 arbeitet er mit raumlaborberlin, das den Internationalen Goldenen Löwen auf der Architekturbiennale Venedig 2021 gewann.
https://lukamurovec.net
Charlotte Bendiks (NO, DE): Als DJ, Produzentin und positive Denkerin erkundet Charlotte Musik, Menschen und Orte von Tromsø über die ganze Welt. Mitgestalterin des Insomnia Festivals und Veröffentlichungen auf renommierten Labels prägen ihre musikalische Reise von Buenos Aires bis Berlin.
https://soundcloud.com/charlotte-bendiks
Oliver Baurhenn (DE): Freier Kurator und Organisator des CTM-Festivals. Leitete die Galerie Kunstruimte-Berlin und war kuratorische Assistenz der 2. Berlin Biennale. Mitbegründer des Projektraums General Public. Mitglied des Rats für die Künste Berlin und Sprecher seit 2018. Mitarbeit beim ORF und Radiosendungen bei reboot.fm. Mitbegründer der Künstleragentur DISK Agency.
www.ctm-festival.de
Anthoula Bourna (DE-GR): Als Malerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin wurde sie 1983 in Athen geboren. Mit einem MA in Bühnenraum von der HFBK Hamburg und Abschlüssen in Psychologie und Bildender Kunst ist sie in Theaterproduktionen, Filmproduktionen und Ausstellungen tätig. Ihre Masterarbeit "The Labyrinth as a spatial structure in immersive theatre" reflektiert ihren künstlerischen Fokus auf den Raum in Zeiten sozialer Unruhen.
https://anthoula-bourna.com
Jacob Brosda (DE): 1986 in der DDR geboren, wuchs er in Griechenland auf und lebt nun in Berlin. Als Multimedia-Künstler arbeitet er mit Fotografie, Dokumentarfilm, Skulptur, Videoinstallationen und VJ-live-Performances. Seine Arbeiten erforschen haptische Ästhetik, prekäre Arbeitsverhältnisse und die Reflexion des realen Lebens durch soziale Medien.
https://jbrosda.wixsite.com/portfolio
Gabriel Smeets: Kunstgeschichts- und Kunstjournalismusstudium. Tanzredakteur von 2000 bis 2006 bei TM (Theatermaker). Mentor bei Dasarts von 2002-2006. Als künstlerischer Leiter der SNDO (School for New Dance Development) von 2006 bis 2014 prägte er die Tanzwelt. Von 2014 bis 2022 leitete er die schwedische Nationalkompanie Cullberg. Als Dramaturg arbeitet er mit Künstlern wie Marina Abramovic, Aziz Bekkaoui, Ibrahim Quraishi und verschiedenen Choreografen.
https://cullberg.com/en/press/cullbergs-artistic-director-gabriel-smeets-leave-company/
Yara Mekawei (EY): ist eine multidisziplinäre Künstlerin. In ihrer Arbeit nutzt sie hauptsächlich die stofflichen und unstofflichen Eigenschaften von Klang, um dessen Einfluss und verändernde Wirkung auf Verfahren der bildenden Kunst und der Plastik zu untersuchen.
https://www.yaramekawei.com
Sabine Jainski (DE): Dokumentarfilmerin, Journalistin und Übersetzerin, geboren 1968 in Köln. Mit einem Magister in Komparatistik, Germanistik und Philosophie begann sie als freie Journalistin für ARTE und andere Sendungen zu arbeiten. Bei competent filmproduktion verfasste sie über 30 Dokumentarfilme für deutsche und französische Sender. Ihr Portfolio umfasst Porträts von Künstlern, Menschenrechtsaktivisten und Reportagen über Kunst, Theater sowie gesellschaftliche Trends. Gewinnerin des Juliane-Bartel-Medienpreises 2011 und des Deutsch-Französischen Journalistenpreises 2014.
https://www.jainski.de
Lena Willikens (DE): Als DJ spielt sie nicht die Hits, sondern sucht nach etwas Größerem, das die Tanzfläche transportiert. Aufgewachsen in Deutschland, verfeinerte sie ihren einzigartigen Ansatz im Salon des Amateurs in Düsseldorf und bei Radio Cómeme. Mit einer breiten Palette von Tracks, von Synthesizer-Explorationen bis zu Proto-Industrial-Stomps, schafft sie ein psychisch befriedigendes Ganzes.
https://soundcloud.com/lenawillikens
Ayşe Orhon (TR/DE): ist Jugoslawischer Abstammung, geboren in Boston, aufgewachsen in Istanbul. Sie Künstlerin, Performerin und Choreografin.
https://www.ayseorhon.com
Beatrice Babin (DE): Geboren 1964 in München, studierte Philosophie und Filmwissenschaft an der LMU München. Nach Reisen nach New York, Brasilien und Afrika arbeitete sie als Theaterdramaturgin und Fotografin. In den späten 90er Jahren wurde sie Videokünstlerin und arbeitete später als Cutterin für renommierte Filmemacher. Ihr jüngstes Abenteuer war der Dokumentarfilm "ELDORADO," der die offizielle Einreichung der Schweiz für die 91. Academy Awards war.
https://beatricebabin.com
Julia Braenzel (DE): In Berlin lebende Physikerin und Mixed-Media-Künstlerin. In der ehemaligen DDR geboren, verlor sie vor dem Mauerfall ihre Staatsbürgerschaft aufgrund politischer Arbeit gegen das sozialistische Regime. Mit Erfahrungen in Experimentalfilm und einer Promotion in relativistischer Laserplasmaphysik, kombiniert sie ihre Interessen in experimentellen Film- und Tonprojekten sowie künstlerischen VR-Spielen.